„Im mediterranen Nachbarland Frankreich muss man bis in die 1970er und frühen 80er Jahre zurückgehen, um vergleichbar traurige Meldungen über die Waldbrand-Statistik zu finden. Nach einer Kommission des französischen Senats gehen im langjährigen Mittel 90 Prozent aller Waldbrände auf menschliche Aktivtäten zurück. Hauptursache der Flächenbrände waren in den 1960er und 70er Jahren nach Angaben der zuständigen Staatsanwälte gezielte Brandstiftungen, um in attraktiven Gegenden Bauland für Luxusvillen und Feriensiedlungen zu schaffen. Doch damit ist infolge einer Gesetzesänderung inzwischen Schluss. Man bekommt in Frankreich auf abgebrannten Waldflächen nur in sehr seltenen Ausnahmen eine Baugenehmigung. Dafür gibt es heute neue Anreize für Spekulationen.
Entstanden sind diese Brachflächen erst seit dem letzten Jahr, weil die Pariser Regierung, um das Überangebot auf dem Weinmarkt zu reduzieren, in Absprache mit der Brüsseler Kommission die Zahlung attraktiver Prämien für die Rodung von Rebflächen ausschrieb: Wer Weinstöcke ausreißt und die Rebfläche mindestens sechs Jahre lang brachliegen lässt, bekommt je Hektar 4.000 Euro Entschädigung aus einem EU-Fonds, mit dem negative Folgen des Ukraine-Krieges für Landwirte kompensiert werden sollen. Auch in anderen Départements, die vom Weinbau geprägt sind, wurden Rodungsprämien in vergleichbarer Höhe ausgeschrieben. Die betroffenen Winzer nennen diese kurzfristig lukrative Selbstmordaktion „Arachage Ukraine“. Immerhin gibt es dabei eine Obergrenze von 280.000 Euro je Weinbaubetrieb. Es gab aber wohl etliche Betriebe, die wegen der Absatzflaute auch Flächen rodeten, für die sie nicht entschädigt wurden. Deshalb ist die seit 2024 gerodete Fläche wahrscheinlich erheblich größer als die angegebenen 5.000 Hektar.“
„Ideal wäre es, für die Brachflächen eine Nutzungsform zu finden, die in ökologischer und ästhetischer Hinsicht dem Weinbau zumindest gleichkommt. Doch das Gegenteil scheint sich anzubahnen. „Rein zufällig“ decken sich die in diesem August abgebrannten Flächen mit projektierten riesigen Solarparks. Denn es gibt im Languedoc an etwa 300 Tagen im Jahr Sonne satt. Dabei würde die grüne Landschaft so weit das Auge reicht durch glitzernde Scheiben ersetzt.“